15. - 25.05.2025


Frank Linders

Goodbye Comes With Hello
​
Ich war den Mördern furchtbar nahe, den Mörderinnen gegenüber nicht weniger distanziert gewesen. In unschuldiger Unkenntnis umgarnten wir uns stets umgeben von einer seltsam unbehaglichen Atmosphäre.
Süßsaftiges Grün florierte allerorten und die blühenden Landschaften bedeckten mit facettenreicher Sprachlosigkeit die Schatten der Vergangenheit.
Sie waren noch Kinder! Doch stumm blieben sie fortan. Jahrzehntelang.
Teils für immer.
Gevögelt wurde viel und das mit allen, aber heimlich. So verfestigten und dehnten sich die ohnehin schon sehr verzweigten Wurzeln, deren beklemmende Finsternis mit den Katakomben von Paris eine zutiefst erschütternde Parallelität aufwiesen, seelenruhig und widerspruchslos weiter aus.
Ein Wurzelwerk wächst nun mal dem Teufel zugewandt und vergräbt sich genügsam in provozierender Harmlosigkeit. Ihrem mysteriösen Wesen nach lieben Wurzeln die Verschleierung und der mit sich selbst überforderte Mensch läßt sich nur allzu gern von der oberflächlichen Schönheit der Blumen verzaubern.
Die Toten wollen ihre Ruhe. Die Lebenden sowieso! Und zu viel Information ist auch ein Hindernis.
Im unkontrollierbaren Segelboot anker- und ruderlos aufzubrechen, sich in der Welt zu verlieren, das Bleibende der Bewegungslosigkeit zu überwinden, demzufolge als Nomade undefinierbar in Raum und Zeit zu sein erscheint mir im Zeitalter des Anthropozän als etwas Überlebensnotwendiges.
Denn das Konzept der sesshaften Verwurzelung, welches möglicherweise nichts anderes als ein emotional verankertes Konstrukt war, ist dem Konzept der nomadischen Vernetzung gewichen.