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15. - 25.05.2025


Jörg Hempel

068906
Echo einer Struktur
Das Plakatmotiv zeigt ein Gebäude, das durch starke Verzerrungen in Bewegung zu geraten scheint oder sich allmählich aufzulösen droht. Die Architektur wirkt zwar modern und massiv, doch die Unschärfe verleiht ihr etwas Schwebendes, Instabiles. Auch die Umgebung verschwimmt, wodurch die Grenzen zwischen Raum und Objekt verschwinden.
Im Zusammenhang mit dem Begriff „verwurzelt“ entsteht ein spannender Kontrast: Architektur steht für Stabilität, Beständigkeit und Erdverbundenheit – ein Bauwerk wird fest im Boden verankert. Doch hier wirkt es losgelöst, entrückt, fast so, als würde es sich von seinen Wurzeln lösen oder in einem Zwischenzustand verharren. Diese Darstellung könnte als Sinnbild für Entwurzelung im modernen Leben gelesen werden: Trotz fester Strukturen ist alles in Bewegung, nichts bleibt dauerhaft stabil.
Das Bild wirft so die Frage auf, was es bedeutet, wirklich verwurzelt zu sein. Geht es um physische Verankerung – oder vielmehr um emotionale, kulturelle oder geistige Bindung an einen Ort oder eine Idee?
Die Technik: Durch das erneute Belichten des digitalen Sensors unmittelbar nach der Aufnahme entstehen partielle Umkehrungen der Helligkeit, die sich nur begrenzt steuern lassen. Diese Unvorhersehbarkeit – ein überraschender Fremdkörper in unserer perfekt kontrollierten digitalen Welt – lässt den Betrachter innehalten, staunen und rätseln, was er eigentlich vor sich sieht.
Ich habe diese Methode der digitalen Solarisation „Solarmorphosis“ genannt: die Übersetzung der analogen Pseudo-Solarisation in die digitale Fotografie.



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